Splinter Cell: Chaos Theory

(Artikel)
Nils Ehmke, 14. August 2011

Splinter Cell: Chaos Theory

Schleichen bis der Schleich kommt

Ich möchte gar nicht erst Zweifel darüber aufkommen lassen: Ich bin ein großer Fan der Splinter Cell-Reihe. Schon der erste Teil hat es geschafft mich gänzlich in seinen Bann zu ziehen, war es doch ein völlig neues Spielprinzip für mich, den Protagonisten Sam Fisher schleichend durch die Levels zu schicken. Entsprechend stand diese Reihe für mich stets für eine gelungene und gewollte Abwechslung zu Ego-Shootern, in denen es nur darum geht, Horden von Gegnern mit möglichst vielen Waffen zu bewältigen. Ebenso gierig las ich die Bücher, die auf der Spielreihe basierten - schon vor dem hiesigen Erscheinungsdatum auf Englisch. Erst mit dem vierten Teil, Double Agent, endete meine Begeisterung, was darin gipfelte, dass ich mir den fünften Teil, Conviction schließlich gar nicht mehr kaufte. Aber ich will auch (im Moment) gar nicht über einen dieser Teile, sondern ausschließlich über Chaos Theory – meinem persönlichen Favoriten – schreiben.

Die Handlung ist - ich will nicht sagen kompliziert - verworren. Passend zum Titel des Spiels beginnt die Geschichte ganz klein mit einer Entführung eines der weltbesten Informatiker. Schnell erkennt Sams Auftraggeber, die NSA, das noch viel mehr und viel mächtigere Personen hinter dem Ganzen stecken. Schneller als man gucken kann schaukelt sich der Konflikt hoch und mündet schließlich im dritten Weltkrieg, als Nordkorea in einem Präventivschlag in den Süden einfällt. Und welche Rolle spielt Sams Freund Shetland aus dem zweiten Teil in dieser Geschichte...?

Die Zwischensequenzen sind wie üblich vorgerendert und sehen besser aus als je zuvor.

Man merkt: Es gibt genug für Sam zu tun. Passend zu einer völlig überholten Grafik geben die Entwickler unserer Splinter Cell auch eine Menge neuer Fähigkeiten und Waffen auf dem Weg. Charakteristisch ist wohl, dass unser Held nun im Nahkampf deutlich besser geworden ist und noch dazu ein Kampfmesser besitzt. Das bedeutet vor allem, dass auch Gegner, die einen bereits entdeckt haben, noch im Nahkampf recht zügig erledigt werden können – ungleich zu den vorherigen Teilen.
Gut gelungen finde ich auch, dass der Spieler nun vor jeder Mission noch ein (optionales) Briefing erhält, in dem die einzelnen Mitglieder des NSA-Teams einem noch ein paar Ratschläge und Hinweise mit auf den Weg geben. Auch darf der Spieler darauf basierend aus einem Pool eine von maximal drei Ausrüstungskonfigurationen auswählen und das Gepäck so seiner Spielart anpassen. Aber selbst mit dem hochkalibrigen Scharfschützen- oder dem Schrotflintenaufsatz reagiert Sam noch immer wie früher recht allergisch auf Kugeln, sodass das Schleichen in aller Regel (zum Glück) unabdingbar bleibt.

Ebenso neu ist die Missionsstatistik, die der Spieler nach Abschluss jeder Mission erhält. Um die maximale Punktzahl zu erreichen darf Sam am Besten weder gesehen noch gehört werden. Bleibt er unentdeckt, erfüllt auch alle optionalen Missionsziele und schafft er es noch dazu, durch die Levels zu kommen ohne jemanden zu töten (Ausnahme wenn die Person ein Missionsziel ist), so erhält er die begehrten 100 Prozent. Genug Anreiz, das Spiel also noch einmal in Ruhe und perfekt durchzuspielen.

Der Mann hat offensichtlich heute morgen seine Rasur vergessen. Wir sind so nett und helfen ihm...

Atmosphärisch ist Splinter Cell auch noch einmal deutlich besser geworden im Vergleich zu den Vorgängern. Die Level sind nun nicht einfach nur dunkel, sondern viel mehr... düster. Außen- und Innenlevel wechseln sich gut ab, die Geräuschkulisse und Musikuntermalung sind wunderbar passend. An vielen Stellen erlaubt das Spiel nun mehr Interaktion, was bedeutet, dass es mehr als ein Weg zum Ziel führt. Passend zum neuen High-Tech-Equipment steht Sam nun nicht mehr hilfslos und verloren an Türen mit Codeschlössern, sondern kann diese – ebenso wie Computer – hacken. Da das Ganze teilweise auch noch wireless über einige Meter Entfernung geht, fühlt man sich an vielen Stellen wie ein richtiger Geheimagent.

Kommen wir nun zum Negativen. Hier bleibt vor allem die KI zu nennen, mit der ich häufig einfach nicht wirklich zufrieden war. Die Taktik, erst ein Geräusch zu verursachen und dann um den Gegner herumzurennen, funktioniert leider noch immer zu oft. Ja, es gibt auch Ausnahmen, etwa wenn Gegner nun chemische Fackeln benutzen, um die Dunkelheit zu erleuchten oder schlicht mit Nachtsichtgeräten ausgestattet sind, aber wirklich zufriedenstellend ist das noch immer nicht.
Als zweiter Punkt bliebe wohl zu nennen, dass einigen Spielern die ständige Dunkelheit zu viel geworden ist. Hier bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass ich das einerseits verstehe, es mich selbst aber andererseits nicht wirklich stört. Liegt wohl daran, dass ich ohnehin bevorzugt im Dunkeln schleiche.

An dieser Stelle möchte ich auch nicht versäumen noch etwas zu den Multiplayer-Modi zu schreiben, die sich von den regulären Spielmodi, die man so kennt, doch etwas abheben.
Da wäre zum einen der Ko-Op-Modus zu erwähnen. Hier nimmt man in einem eigenen(!) Handlungsstrang, der parallel zur Hauptgeschichte verläuft, die Rolle eines Splinter Cell ein und erledigt zusammen mit genau einem weiteren Mitspieler bis zu sieben verschiedene Missionen. Überraschend ist hier, wieviel Arbeit in diesen Modus gesteckt wurde, da die Levels nicht einfach aus dem Hauptspiel recycelt, sondern völlig neu entworfen wurden. Auch steht die Länge dieser Missionen denen aus dem Hauptspiel in nichts nach. Wer jetzt denkt, dass man diese Missionen alleine bewältigen könnte, der könnte falscher nicht liegen. Die Level sind genau so designt, dass es ohne Teamplay gar nicht geht und viele kleinere Aufgaben müssen genau zu zweit synchronisiert werden. Teamspeak oder gar das Zusammensitzen im gleichen Raum ist damit unabdingbar.
Zum anderen steht der Versus-Mode zu Verfügung, der seinerzeit einzigartig war und mir ist bisher auch kein ähnlicher begegnet. Hier spielt man nämlich 2 on 2, und zwar zwei Spione, die an bestimmte Objekte herankommen müssen, gegen zwei Söldner, die die Spione aufhalten sollen. Die beiden Parteien spielen sich vollkommen unterschiedlich, etwa haben die Söldner ein Gerät, um eingesetzte Elektronik aufzuspüren, was für die technikabhängigen Spione schon ziemlich fies ist. Dafür haben die Schleicher miese Geräte, etwa kann man durch einen Peilsender den Voice Chat der Gegner abhören, und verfügen über fiese Nahkampftechniken, um Feinde mit einem Schlag außer Kraft zu setzen.

Insgesamt möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich persönlich Chaos Theory für den besten Teil aus der gesamten Reihe halte, mit dem ich alles in allem rundum sehr zufrieden bin. Besonders Sams zynische und bissige Kommentare machen das Spiel sehr unterhaltsam. Wem nach etwas Abwechslung zwischen all den Egoshootern zumute ist, dem kann ich das Spiel nur empfehlen.

Kommentare

bacardyyyy
Gast
16. August 2011 um 21:04 Uhr (#1)
Du sprichst mir aus der Seele!

Viele Grüße an Strobel von Daniel Sippel (Zivi)
Ben
16. August 2011 um 21:59 Uhr (#2)
Grüße sind angekommen, Dr. Sippel ;)
Gast
29. März 2024 um 11:29 Uhr
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