Kung Fu Chaos

(Artikel)
Haris Odobašic, 29. Juli 2011

Kung Fu Chaos

And everybody was Kung Fu fighting

Noch bevor die Entwickler von Ninja Theory das mittelmäßige Heavenly Sword entwickelt hatten, waren sie schon vorher unter dem Namen Just Add Monsters zu Ruhm gekommen mit einer Exklusiventwicklung für die Xbox. Und dieses Spiel hatte es echt in sich, gehört es doch meiner Meinung zu den vergessenen Perlen der Videospielgeschichte, zumindest wenn man sich mit derbem Humor und einem genialen Multiplayermodus anfreunden kann. Dabei dürfte der Pitch an den Publisher ungefähr so gelautet haben: "Wir entwickeln eine Persiflage auf die guten 70er-Jahre Kung-Fu-Streifen, die mit Bruce Lee und dem jungen Jackie Chan. Oh und außerdem streuen wir ein paar Parodien der wichtigsten Filme der Neuzeit ein, um dem Ganzen etwas Würze zu verleihen. Und wie sich das ganze spielt? Wie eine Mischung aus Power Stone und Super Smash Bros. -- auf Crack. " Vorhang auf für Kung Fu Chaos!

In Kung Fu Chaos schlüpft ihr in die Rolle eines "Schauspielers", der für einen Regisseur in allerlei Kung-Fu-Filmen mitspielen soll. Was dabei ein wirkliches Highlight ist, sind die Stages, die sich einerseits sehr abwechslungsreich gestalten, andererseits aber auch vom Spielerischen voll überzeugen können. So fangt ihr in einem Level im Obergeschoß eines asiatischen Restaurants mit der Prügelei an, ehe der Boden unter euren Füßen zusammenbricht und ihr im Erdgeschoß weiterkämpft, nur um euch kurze Zeit später auf ein Boot zu retten mit einem Showdown auf einer Plattform über dem Meer. Zwischendrin gibt es natürlich viele kleinere und größere Anspielungen zu entdecken, aber auch die Level sind sehr interaktiv gestaltet mit allerlei Objekten, die ihr gegen eure Gegner benutzen könnt. Im Großen und Ganzen ist das schon ein Schritt vorwärts im Vergleich zu den meist sehr statischen Stages ähnlicher Spiele. Später werden die Levels dabei richtig abgedreht, dürft ihr euch auf der Titanic oder sogar mitten in einer Alien-Invasion schlagen.


Das Gameplay ist dabei erwartungsgemäß simpel gehalten. Es gibt, wie man erraten kann, Schläge und Blocks, aber anspruchsvolle Kombos wird man lange suchen. Stattdessen dreht sich viel im Spiel um das Taunt-System: haut man einen Gegner auf den Boden, kann man ihn per Knopfdruck noch ein bisschen verspotten, was dafür sorgt, dass er vor Scham noch länger auf dem Boden liegen bleibt. Das gibt euch wiederum die Möglichkeit ihn hochzuheben und aus dem Level zu schmeißen, was normalerweise der Weg ist, mit dem man sich der Gegner am besten entledigt. Habt ihr außerdem euren Feind oft genug verspottet, seid ihr in der Lage einen Spezialangriff mit verheerenden Auswirkungen zu starten.

Was mich persönlich beim Spielen überrascht hatte war, wie gut der Einzelspielermodus ist. Anstelle computer-gesteuerter Spielercharaktere oder menschlicher Gegner erwehrt ihr euch hier den Schergen, die man so aus typischen Filmen kennt: einfache Gegner, die nach wenigen Schlägen kaputt sind und meist nur dazu dienen, damit der Held sich zwischendurch mal die Beine vertreten kann. Gerade wenn man alle Stages mit der maximalen Wertung von 5 Sternen abschließen will, kann sich das sehr herausfordernd gestalten.


Doch auch wenn der Singleplayer-Modus gerade für ein Spiel dieser Art überraschend gut ist, natürlich gibt es die richtige Action erst im Multiplayer. Dieser gestaltet sich, wie im vermeintlichen Vorbild Power Stone, als unheimlich chaotische Geschichte. Denn nicht nur müsst ihr eure Gegner wegprügeln, natürlich dürft ihr auch nicht vergessen ein Auge auf die Stages zu haben. Gerade mit Neulingen wird das daher auch schnell etwas button-masherig, was dem Spaß aber nicht unbedingt einen Abbruch tun muss. Dabei kann man mit bis zu 4 Spielern gleichzeitig antreten, wobei jeder zusätzliche menschliche Spieler das Chaos exponentiell vergrößert.
Zudem gibt es auch eine Reihe von Minispielen, die allesamt sehr unterhaltsam sind und sich nicht vor Mario Party verstecken müssten, auch wenn ihre Zahl insgesamt doch zu gering ist.

Wenn man mich fragt, zu welchem Spiel ich gerne einen Nachfolger sehen würde landet (neben den obligatorischen Titeln wie Shenmue) Kung Fu Chaos sehr weit oben auf der Liste. Ich finde, dass so ein spaßiger Brawler gerade auf den zwei großen Next-Gen-Konsolen durchaus eine Marktlücke ist, die es wert wäre gestopft zu werden. Kung Fu Chaos an sich war der ganz große Erfolg verwehrt, weil Microsoft einerseits das Spiel mehr oder weniger lautlos auf den Markt brachte, man aber andererseits scheinbar vergessen hatte, das Spiel Xbox-Live-fähig zu machen, was natürlich die Möglichkeiten des Multiplayers stark einschränkte. Ein Nachfolger könnte aber zumindest letzteren Fehler ausbügeln, denn großen Spaß hat das Spiel auf jeden Fall gemacht. Evil

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