Blut und Pimmel

(Artikel)
Joshua Peters, 29. Juni 2011

Blut und Pimmel

Oder: Shadows of the Damned

So vulgär es klingt, so wahr ist es auch. Man hat sich anhand von Trailern und anderen Bildern vorher denken können, dass Shadows of the Damned von seinem Stil und Humor her etwas... sagen wir spezieller ist. Okay, speziell klingt doch etwas zu gut dafür: es ist niveaulos und unreif. Das muss aber nichts Schlechtes sein, wenn man sich darauf einlässt und hofft, dass einen keiner dabei erwischt wie man herzlich darüber lacht.


Es ist ja nicht so, dass es einfach nur das ist, was der mexikanische Protagonist Garcia Hotspur und sein Helfer, der Ex-Dämon Johnson, oder Gegner von sich geben. Das Spiel besteht eigentlich nur aus übertriebenen Splatterszenen, Machogehabe, Fäkalhumor und Peniswitzen. Wer also ein Problem mit so etwas hat, der verschwendet mit dem Weiterlesen dieses Artikels wertvolle Zeit. Alle anderen können sich über feinste B-Movie-esque Action freuen. Denn das ist es, was das Spiel eigentlich ausmacht: diese trashige Atmosphäre, die es vermittelt.

Das Spielprinzip lässt sich ziemlich einfach beschreiben: Steuerungstechnisch spielt es sich wie Resident Evil 4 oder 5 - klar gibt es auch noch Aspekte, die das Spiel eigen hat, aber ich wusste sofort wie ich zu spielen habe. Selbst das schnelle Umdrehen ist dabei (A statt Unten+A). Vom groben Gameplay ist es auch ähnlich - man hat Waffen, die man aufwerten kann und schießt auf Gegner; am besten in den Kopf. Von den Besiegten bekommt man Munition oder Juwelen, mit denen man Dinge kaufen oder Waffen aufrüsten kann. Zwischendrin gibt es verschiedenste Rätsel, in denen man Schlüssel für Türen sucht oder auf Schalter schießt. Nochmal zu den Waffen: Von diesen stehen einem zwar nur drei zur Verfügung, plus eine Fackel, die man als Keule verwenden kann - was mir bei der kleinen Auswahl allerdings sehr gefallen hat: Man braucht sie wirklich alle, um durch das Spiel zu kommen. Bei Resi 5 reichte es ja vollkommen aus einen Raketenwerfer mit unendlich Ammo zu haben. Hier braucht man für verschiedene Gegner auch andere Waffen, dasselbe gilt für die Rätsel. Die Waffen lassen sich mit blauen und mit roten Juwelen verbessern. Die blauen bekommt man automatisch nach jedem Endgegner und führen zur allgemeinen Verbesserung einer Waffe (darauf hat man keinen Einfluss). Das verbessert zwar nicht die Stats, führt aber z.B. dazu, dass man jetzt Bomben verschießen kann oder das MG mehrere Läufe bekommt und über eine automatische Zielsuche verfügt. Die roten findet man in allen möglichen Ecken des Spiels und sie lassen sich bei Christopher (einem sehr eigenartigen Gesellen mit Südstaatenakzent, der einem die Ware vor die Füße kotzt) kaufen. Mit denen lassen sich die Eigenschaften wie z.B. Stärke und Nachladezeit verbessern.


Es gibt allerdings vier Abschnitte, die vom üblichen Gameplay abweichen; drei davon sind 2D-Sidescroll-Shooter-Abschnitte mit Oldschoolsound und simpler Papiergrafik (dieselbe findet man auch in den Ladebildschirmen, während Garcia von Abschnitt zu Abschnitt wandert) und im anderen steht man stationär herum und schießt mit dem BIG BONER (SHA-WIIING SHA-WIIING!) auf große Dämonen. Das tut dem Spiel aber auch ganz gut - so wird es nicht allzu eintönig. Es bietet im Grunde auch nichts besonders Revolutionäres, macht das, was es tut, dafür aber richtig. Was auch sehr gut zum ganzen Konzept passt, denn das bedeutet, dass man sich noch weniger Gedanken machen muss, da es nichts Innovatives zu entdecken gibt.

Technisch wirkt das Spiel auch nicht ganz auf der Höhe. Warum gefällt mir das Spiel dann trotzdem so gut? Weil ich Road-Movies liebe. Und ich meine damit nicht diese auf Hochglanz polierten B-Movie-Verschnitte von Tarantino und Rodriguez, sondern ECHTE B-Movies. Und dieses Spiel schafft es wirklich das rüberzubringen. Neben dem stumpfen Machogehabe, den schlechten Peniswitzen und vielen WTF?!-Momenten versucht das Spiel auch besonders abstoßend zu sein, wo es nur geht. Ein Dämon, der einen dampfenden, leuchtenden Haufen als Checkpoint hinterlässt? Überall Leichenteile? Türen mit entstellten Babygesichtern? Händler, die einem vor die Füße reihern? Gegner, die aus weiblichen Geschlechtsteilen spawnen? Leute... was ist da los? Dazu noch die nötige Menge an Brüsten, die dem Genre eigen ist, weil es sich sonst niemand angucken würde. Schön war auch ein Dialog von Johnson und Garcia über ein Schild mit der Aufschrift "Moor Pu Dekcuf" in dem Johnson die vierte Wand der Geschichtenerzählung durchbricht.


Huh - jetzt habe ich doch glatt vergessen etwas zu der Story zu sagen... aber man vergisst auch relativ leicht, während man spielt, dass da eine Story ist. Sagen wir einfach mal, die Story bewegt sich so auf dem Niveau von Super Mario: Your Girl is gone. Get her back. Es besitzt zwar jeder Endgegner eine Geschichte, die man sich im jeweiligen Kapitel in einem Buch anlesen kann (übrigens auch sehr cool in Szene gesetzt: Johnson liest die Geschichten meist vor und beide labern immer wieder rein. Einmal liest Garcia vor und stockt bei jedem etwas komplizierteren Wort oder muss von Johnson korrigiert werden). Auch zum Hintergrund von Garcia und seiner Freundin Paula erfährt man ein Bisschen was, aber im Grunde ist in der Geschichte nicht so viel zu holen.

Allgemein kann ich diesen Urlaub fürs Hirn jedem B-Movie-Fan ans Herz legen, auch wenn es ein paar Sachen gibt, die mich gestört haben. Die Ladezeiten waren mir persönlich ein Spur zu lang (auch wenn sie nicht häufig auftraten), man kann die Zwischensequenzen nicht überspringen und es gibt für das Durchspielen des Spiels nur genau das Achievement, das dem Schwierigkeitsgrad entspricht (also auf Normal nicht das Acvhievement für Easy + Normal). Ob ich die Spielzeit von acht Stunden bemängeln soll weiß ich nicht - Ich glaube bei einer längeren Spielzeit würde sich so ziemlich jedes Hirn in Marmelade verwandeln. Naja, wie ich schon sagte, wer eine Tendenz zu solchen Filmen hat, sollte Shadows of the Damned auf jeden Fall spielen.

Auch Ihr - Jozu

Kommentare

Ben
09. Juli 2011 um 15:30 Uhr (#1)
SotD hat mir außerordentlich gut gefallen! Ich mag die Charaktere und den Stil.. es ist alles stimmig. Das Gameplay ist zwar nicht neu und hakt auch an ein paar Stellen, aber darüber kann ich hinwegsehen, wenn es sonst einfach Spaß macht.
Rian
03. August 2011 um 01:10 Uhr (#2)
Ich fand eigentlich sehr schön, dass Paula nicht nur einfach weg ist und man sie am Ende nach dem Boss abholen darf, sondern dass sie einen im Spiel immer wieder vor die Augen geführt, gequält und getötet wird. Das erhöhte tatsächlich irgendwie die Bindung zu dieser Person.

Fun Fact: Als Mario noch Jumpman hieß und über hinabrollende, von einem Affen geworfene Fässer springen musste, hatte er auch ein Mädchen namens Paula zu retten. Zufall?
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20. April 2024 um 12:39 Uhr
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