Homefront

(Artikel)
Haris Odobašic, 15. Mai 2011

Homefront

Koreatown in San Francisco

Wenn es um das allerbeste Spieleopening geht, muss Homefront in den Olymp der Videospiele aufsteigen. Man wird von einem sehr gut gemachten Introvideo begrüßt, das mit ein paar realen Nachrichtenszenen anfängt, ehe man dann zu speziell für das Spiel gedrehten Schnipseln wechselt und mit dieser Kombination es sehr gut schafft das Geschehene für den Spieler sehr real wirken zu lassen. Zudem erhält man durch das Video innerhalb von wenigen Minuten einen sehr guten Überblick, so dass wenn man zum ersten Mal in die Haut des stillen Protagonisten Robert Jacobs, einem ehemaligen Hubschrauberpiloten der Navy, schlüpft, man sich nicht verwundert die Augen reibt, wenn man sich durch ein von der koreanischen Armee beherrschtes Ostamerika kämpft.

Richtig los geht es dann, als ihr morgens aufwacht und euch direkt ein Trupp der Nordkoreaner abholt, um euch für ihre Armee zu rekrutieren. In einem Bus werdet ihr durch ein kleines Städtchen gefahren und erhaltet einen Überblick über das Amerika nach der Invasion. Diese Sequenz ist dabei sehr intensiv. Zivilisten werden zusammengetrieben, geschlagen und im Extremfall umgebracht. Obwohl ich das wusste, nahm mich diese Szene sehr mit, besonders wegen des Endes: Ein Mann und eine Frau sitzen an einer Wand gelehnt, während sie von zwei nordkoreanischen Soldaten bedroht werden. Hinter den Soldaten steht ein kleines Kind. Die zwei Zivilisten schreien um ihr Leben, werden aber kaltblütig erschossen von den Soldaten, die danach weggehen, während das Kind anfängt zu weinen und zu seinen getöteten Eltern läuft. Hart.


Kurz danach werdet ihr dann auch befreit und werdet teil der Befreiungskämpfer, die ihr fortan unterstützt. Das Ziel ist es nämlich, in den noch unbesetzten Teil der USA Ressourcen zu schmuggeln, um eine mögliche Gegenoffensive zu unterstützen. Dazu schickt euch Homefront zu einigen abwechslungsreichen Einsätzen. Manchmal gilt es ein Konzentrationscamp zu infiltrieren, um einen Informanten zu erreichen, aber auch koreanische Basen wollen von innen begutachtet werden, genauso wie euch offene Gefechte in Vorstädten erwarten. Auch einen Hubschrauber dürft ihr im Verlauf des Spiels fliegen, genauso wie ein mit Raketen bestücktes Roboterfahrzeug kommandieren.

Die hohe Abwechslung lässt keine Langweile aufkommen, kann aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Homefront nur mit Wasser kocht. Es finden sich ein paar Standardfeatures aus Shootern, wie regenerierende Energie, aber keine eigenen Ideen. Gepaart mit der Kürze (nach knapp fünf Stunden ist der Spaß vorbei) hinterlässt das einen faden Beigeschmack, denn das Spiel bemüht sich ansonsten redlich um Ausgefeiltheit. Im Bereich der Story gelingt es Homefront den Spieler immer wieder zu motivieren, wenn auch mit kontroversen Methoden. Die Szene mit dem Kind aus dem Intro ist dabei nur der Anfang, auch später dürft ihr die ein oder andere Grausamkeit beobachten, die euch gerne Mal den Puls hochtreibt. Etwas schade ist nur, dass das Spiel nicht die Chance vergibt, die Situation komplexer darzustellen. Am Ende ist es doch etwas viel Hurra-Patriotismus, mit den guten Freiheitskämpfern und den bösen Nordkoreanern, die als Ganzes bei der Persönlichkeit von einer Schießbudenfigur Konkurrenz kriegen.


Es ist schön zu hören, dass von Homefront ein Nachfolger kommen soll, denn insbesondere den Mut, den die Entwickler im Bereich der Geschichte gezeigt haben, dort auch mal Extremen direkt aufzuzeigen, finde ich lobenswert und durchaus legitim als Werkzeug, um den Spieler richtig mitzureißen. In wenigen Spielen wollte ich so gerne Rache nehmen wie bei Homefront, nachdem ich sah, wie das arme Kind seine Eltern im Intro beweinte.
Doch am Ende war ich eben einfach nicht richtig glücklich, denn ich hätte gerne mehr gekämpft und geholfen, Amerika wieder zu befreien. Für den zweiten Teil ist daher zu wünschen, dass die Entwickler den Trend zum 5-Stunden-Shooter umkehren. So bleibt Homefront ein Spiel mit starkem Anfang, aber einem enttäuschenden Spielabschluss. Evil

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