Dance Central

(Artikel)
Benjamin Strobel, 27. Dezember 2010

Dance Central

Tanzen ohne Matte, mit Kinect

Willkommen zurück in der Welt von Kinect! Letztes Mal haben wir uns die putzigen Tierchen von Kinectimals angesehen, doch diesmal betreten wir eine ganz andere Welt: Tanzspiele. In der Vergangenheit gab es da schon einige Ansätze, unter anderem Tanzmatten und Bewegungssteuerung mit der Wii. Man musste immer Abstriche machen, da entweder die Beine oder die Arme, selten aber beides ins Spiel integriert wurde. Kinect erfasst nun den ganzen Körper des Spielers und ermöglicht die Erkennung komplexer Bewegungen. Beste Voraussetzungen für ein aufstrebendes Tanzspiel!


Die Macher von Rock Band und Guitar Hero bringen mit Dance Central erneut ein Musikspiel auf den Casual-Markt. Die Welt der Plastikinstrumente ist abgearbeitet, jetzt geht es an Humanressourcen! Und wieder ist Rhythmus gefragt. Klar, dass da nicht nur die Zocker vor den Bildschirm gelockt werden - eher im Gegenteil. Insbesondere in der gemeinen Frau werden die vorangelegten Tanzgene umgehend aktiviert! Ich muss ja gestehen, dass ich bei diesen Casual-Spielen an meinen Beurteilungskompetenzen zweifle. So ein abgebrühtes Zockerurteil ist vielleicht gar nichts für die Welt der Partyspiele! Also habe ich mir einen Noob (Frau) geschnappt, der seine unqualifizierten Kommentare hier ablassen darf. Zwei Perspektiven, ein Spiel - Dance Central aus Sicht von Frau und Zocker!

Frau: Dank Kinect hat man jetzt endlich die lang ersehnte Ausrede vor der Nase liegen, sich nicht mehr um irgendwelche Sportkurse kümmern zu müssen. Spiele wie Dance Central bringen das Fitness-Center zu dir nach Hause - wenn du willst. Ein kleiner Detlev D! Soost muntert dich aus dem Off dazu auf, die Hampeleien deines virtuellen Vortänzers nachzuahmen, nur das Geschimpfe bleibt aus. Jede einzelne Tanzfigur kann Schritt für Schritt (im Notfall auch in Zeitlupe) im Tanzschul-Modus erlernt werden und alles wird ganz langsam zusammengefügt. Zusätzlich bekommt man am rechten Rand des Displays angezeigt, welche Tanzfiguren als nächstes anstehen, sodass das lästige Auswendiglernen einer ganzen Choreographie ebenfalls ausbleibt. Durch die vielen Zusprüche unseres freundlichen Tanzcoaches fällt das Lernen so besonders leicht und das lustige Getanze zu vielen verschiedenen Songs kann dann erst richtig beginnen. Hier sei gesagt, dass (im Gegensatz zu anderen Musikspielen) eigentlich alle Songs von Anfang an zur Verfügung stehen, man braucht nichts freischalten, es können aber noch Songs dazugekauft werden (DLC). Dadurch fehlt natürlich der Druck, alle Songs einmal tanzen zu müssen und es kristallisieren sich schnell Lieblingslieder heraus, die man immer und immer wieder zu hören bekommt.

Was die Schwierigkeit angeht, so können die meisten Songs auf der leichtesten Stufe eigentlich von jedem bewältigt werden, meistens sogar mit Spaß. Man kann also seinen Lieblingszocker vor den Bildschirm zerren und sich über ulkige Bewegungen freuen. Gleichzeitig hat man aber auch die Möglichkeit, wirklich Sport zu betreiben, wenn man die Schwierigkeitsstufe hochschraubt. Falls man also doch irgendwie sein Gewissen beruhigen will, gilt es: Sporthose an, Sessel zur Seite, Tür abschließen und der Schweiß wird fließen! Hurra! Dabei ist das Ganze sogar dann noch anstrengend und eine Herausforderung, wenn man so coole Dinge wie "Video Clip Dancing" schon mal oder immer noch im Verein macht *hüstel*.


Zocker: Dance Central ist mal eine schöne Alternative zu Singstar. Nachdem das Singen jahrelang den Partyhimmel der Videospiele dominiert hat, gibt es jetzt auch mal etwas, das jeder kann. Singen dagegen ist eine schwierige Sache, die man kaum trainieren kann und wenn, dann nur mit teurem Gesangsunterricht. Dance Cenral baut dagegen mehr auf Fleiß als verwurzelte Talente. Die meisten Moves lassen sich mit ausreichend Übung sehr gut beherrschen. Auch die Choreo ist Übungssache. Beim dritten Mal weiß man schon an einigen Stellen, welche Tanzschritte als nächstes kommen und wird immer besser. So endet eine Party vor dem Bildschirm nicht immer damit, dass zwei Wohnzimmer-Stars sich um die Wette battlen und der Rest frustriert daneben sitzt.

Das schützt natürlich nicht vor Albernheit. Als Evil das erste Mal seine Tanzschritte einübte, konnte sich die restliche Redaktion nur schwerlich das Lachen verkneifen. Er folgte zwar den Schritten des virtuellen Tänzers, vergaß aber, gleichzeitig auch die Armbewegungen auszuführen. Seine Arme schlackerten willenlos dem Körper hinterher, wie bei einem Urzeitmenschen, der aus seiner Höhle unkt. Dieses einmalige Bild ist uns allen als Der Caveman in Erinnerung geblieben. Aber am Ende hat er die Tanzmoves genauso gut aufs Parkett gebracht wie der Rest!


Frau: Die Umsetzung ist wirklich beeindruckend, die Kinect-Kamera erfasst die Spieler ziemlich genau - dadurch kann ihnen auch genau am Vortänzer angezeigt werden, was falsch gemacht wurde. Vergisst man, die Arme zu bewegen, werden die Arme des Vortänzers rot markiert, usw. Bei besonders einfachen Tanzschritten wie dem bloßen Hüftschwung oder Taps nach vorne stößt Kinect allerdings an seine Grenzen: Da wird auch gerne mal gar keine Bewegung als "Perfekt" betitelt, aber darüber kann man ja gerne hinwegsehen. Parallel dazu scheinen auch besonders schwierige Figuren nicht exakt von der Kamera erfasst zu werden, denn dass an solchen Stellen Fehler angezeigt werden, kann ja eindeutig nicht an den Kompetenzen der Spieler liegen... Generell hat man aber das Gefühl, dass die eigenen Tanzbewegungen erstaunlich genau analysiert werden können, Fehler nicht verziehen werden (und das ist gut!). War ich schon bei Kinectimals von der neuen Xbox-Erweiterung überzeugt, so bin ich das jetzt erst recht. Einziges Problem bei der Sache ist nur der Platz - Studentenbuden reichen nur mit viel Mühe und Hin- und Herschieben für Choreographien auf der schwersten Stufe :(

Zocker: Hier liegt die beste Kinect-Steuerung vor, die wir bisher gesehen haben! Menüsteuerung ist hier anders gelöst als bei den meisten anderen Spielen. Während man im Xbox-Menü ebenso wie bei Kinectimals Menüpunkte auswählt, indem man einige Sekunden draufzeigen muss, hat Dance Central eine elegantere Lösung parat: Draufzeigen und einmal kurz nach links (bzw. rechts) wischen. Fertig! Auf der negativen Seite kann ich nicht viel hinzufügen. Bei besonders vielen Menschen im Raum kann Kinect aber schonmal bei der Erkennung verwirrt werden. So viele Arme und Beine im Raum! Da werden hier und da schonmal fremde Extremitäten dem Spieler zugeordnet. Oder aber Kinect findet, dass ein ganz anderer Spieler gerade im Mittelfeld steht. Aber springen und winken hilft! Zum Glück kommt das auch nur selten vor.


Tracklist (Auszug):
* Beastie Boys – Body Movin'
* Kool & The Gang – Jungle Boogie
* Lady Gaga – Just Dance
* Lady Gaga – Poker Face
* M.I.A. – Galang '05
* Nelly Furtado – Maneater
* No Doubt – Hella Good
* Rihanna – Pon de Replay
* Snoop Dogg/Pharrell – Drop It Like It's Hot
Frau: Tja, insgesamt ist zu sagen, dass Dance Central wirklich eine tolle Belohnung für die fleißigen Bienchen darstellt, die sich fein Kinect in den heimischen Bau geholt haben. Das Spiel kann vielseitig angewandt werden: Entweder man nutzt es als wirklich sehr spaßige und vor allem dynamische Partybeschäftigung (statt wie bei SingStar nebeneinander auf dem Sofa zu hocken und letztendlich doch nur die Besten gegeneinander singen zu lassen) oder tatsächlich als sportliche Betätigung. Durch die gelungene Umsetzung bleibt der Spaß auch länger erhalten als bei ähnlichen Spielen, sowohl alleine als auch in der Gruppe - langweilig wird's nicht. Mein quasi einziger Kritikpunkt wäre vermutlich bei der Musikauswahl zu finden, denn natürlich tanzt es sich zu Disko-Party-Glitzer-Songs am besten, aber gegen ein wenig Abgerocke hat, glaub' ich, niemand was. Man kann seine Hüften auch zu Gitarren schwingen!

Zocker: Auch ich würde mir etwas mehr Abwechslung in der Musikauswahl wünschen. Leider sind die DLC-Songs relativ teuer: 240 MS Points pro Lied ist ziemlich happig. Für zwei Lieder bekommt man auch einige vollwertige Arcade-Titel. Insgesamt kann man mit der mitgelieferten Auswahl aber sehr zufrieden sein. Bis man die über 650 Moves mal getanzt und auch effektiv in Liedern verwurstet hat, geht jede Menge Zeit ins Land. Und wenn man diese Zeit mit Freunden im Dance Battle verbringt, hat man viele Stunden Spaß vor sich. Dance Central ist vielleicht der beste Titel seiner Art!

Nex & Bibabiest

Kommentare

Rian
27. Dezember 2010 um 18:01 Uhr (#1)
Der Caveman - er ist, wie Bigfoot oder Nessie, zur Legende geworden. Und ich werde wohl nie Pokerface und Can't get you out of my head aus meinem Kopf (höhö) bekommen, weil Jozu und Nex ja zu nichts anderem tanzen wollten!
Ben
28. Dezember 2010 um 13:57 Uhr (#2)
Über Weihnachten gab es "I gotta Feeling" für 80 Points. Das habe ich gekauft und tanze es dann auch!
Gast
24. April 2024 um 07:31 Uhr
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