Green Day: Rock Band

(Artikel)
Christian Steiner, 28. Juni 2010

Green Day: Rock Band

Trackpack oder Fanservice?

Green Day: Rock Band ist Rock Band mit Green Day. Wer sich darunter nichts Konkretes vorstellen kann bzw. wer weder Rock Band- noch Green Day-Fan ist, dem sei der weitere Text empfohlen. Allen anderen reicht vermutlich diese simple Erkenntnis.

Harmonix veröffentlicht nach dem grandiosen, aber wohl kommerziell nicht wirklich erfolgreichen The Beatles: Rock Band eine neue Bandversion des Plastik-Instrumenten-Genres. Und das in stürmischen Zeiten, nicht nur für die Industrie als Ganzes, sondern speziell für das Musik-Genre. Die letzten Verkaufszahlen waren weder bei den Beatles noch beim Erzrivalen aus dem Hause Activision überzeugend. Wenig verwunderlich, wurde der Markt doch zuletzt mit Spielen und Plastik-Instrumenten überschüttet, auch aus dem Hause Harmonix. Dort sieht man das Rock Band-Franchise erfreulicherweise als eine Plattform an, sodass man die meisten Songs aus älteren Versionen sowie den DLC in allen Iterationen der Hauptserie benutzen kann. Der Innovationsgrad war bei der Rock Band-Serie ebenfalls sehr hoch, zuletzt überzeugte die Veröffentlichung der Indie-Plattform namens „Rock Band Network“.

Doch letzthin schien man ein wenig vom Kurs abgekommen und konnte der Versuchung von Spin-Offs nicht widerstehen. Technisch gesehen fing dieser Trend mit dem Beatles-Ableger an, das Kopfschütteln begann dann aber erst mit der Lego Rock Band-Version. Der neuste Spross dieser Entwicklung ist nun also Green Day gewidmet. Meine erste Reaktion auf die Ankündigung, die mir auch beim Spielen immer wieder durch den Kopf ging, war ein simples „Warum?“. Warum gibt es nun ein Green Day-Rockband und für wen ist dieses Spiel eigentlich gedacht?
Die erste Frage kann jeder für sich selbst beantworten. Rock Band: Green Day existiert entweder, weil Harmonix die drei Punkrocker für würdig hielt und ihnen ein Denkmal setzen wollten, oder weil sie einfach nur scharf auf die Kohle der Fans waren. Die Wahrheit liegt vermutlich – wie so oft – irgendwo dazwischen. Wer die Zielgruppe sein soll, ist allerdings die eigentliche Gretchen-Frage. Doch zunächst zum Spiel selbst.

Auch beim Interface gibt es keine großen Überraschungen.

Wie aus der Rock Band-Serie bekannt und geliebt, schlüpft man in die Rolle der Protagonisten, also hier der drei Kalifornier, und lässt es krachen. Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang lassen sich dabei erneut besetzen und die aus dem Beatles-Ableger bekannten Harmonien sind ebenfalls mit dabei. Die Songauswahl ist mit 47 Titeln (+ 6 bereits veröffentlichter DLC-Songs) überzeugen, die bekanntesten Stücke aus den früheren Tagen, sowie die kompletten Alben „Dookie“ und „American Idiot“ befinden sich erfreulicherweise unter diesen Songs, das aktuelle Album „21st Century Breakdown“ lässt sich in Kombination mit dem DLC ebenfalls in seiner Gänze spielen.
Für Green Day-Casuals sollte genug Stoff vorhanden sein, hart gesottene Fans müssen sich mit der unvollständigen Diskographie und dem Fehlen von weiteren DLC-Möglichkeiten vielleicht erst anfreunden. Ebenfalls enttäuschend für Anhänger der Band ist die magere Auswahl der Konzerte, lediglich drei Bühnen stehen zur Auswahl: „The Warehouse“ stellvertretend für die Anfänge der Band, „Milton Keynes“ war die Kulisse zur Live-DVD der American Idiot-Welttournee und das „Fox Theater“ als jüngstes Großereignis zum aktuellen Album. Besonders für Fans ist diese Limitierung rätselhaft und ärgerlich.
Der Rest des Spiels gestaltet sich aber auf gewohnt hohen Niveau. Die Band-Performances sehen ansprechend aus, die Tracks machen viel Spaß und natürlich will erneut Bonus-Material aus früheren Bandtagen freigespielt werden. Lobenswert ist auch die Möglichkeit alle Songs in sämtliche Versionen der regulären Rock Band-Serie (inklusive des anstehenden dritten Teils) zu importieren. Gegen eine Gebühr von rund 8€ gesellen sich die Songs zur bisher angesammelten Musiksammlung, verstärken so aber nur den Eindruck, dass es sich bei Green Day: Rock Band irgendwie doch nur um ein Trackpack handelt.

Die Rock Band-Serie schafft es erneut, das Rockstar-Gefühl ins Wohnzimmer zu bringen.

Trotz der Kritikpunkte rund um die Ecken und Kanten merkt man dem Spiel seine Herkunft an. Harmonix liefert erneut ein solides und routiniertes Rock Band ab. Das mag vielleicht etwas verhalten klingen, doch die Serie steht nach wie vor für das Beste, was das Musik-Genre zu bieten hat. Gerade deshalb ist es so unglaublich schade, dass die Version rund um Green Day die Liebe zum Detail etwas vermissen lässt. Anders als bei den Beatles fehlt die nötige Politur und der Feinschliff, gerade für die Fans der Band, für die dieses Spiel hauptsächlich gedacht sein sollte. Für alle anderen handelt es sich um eine weitere Geschmacksrichtung der bekannten Rezeptur. Man muss also kein Fan der Band sein, um mit dem Spiel seinen Spaß haben zu können (man sollte natürlich auf den Stil stehen, sonst hat das alles keinen Sinn). Durch den enormen Erfolg nach dem American Idiot-Album sind Green Day bekannt genug, um für jeden eine bekannte Melodie auf der Scheibe anzubieten. Allerdings gelingt es Harmonix nicht, wie zuletzt bei den Beatles, aus Freunden der Band Fans zu machen.
Für Rock Band-Fanatiker ist diese Version also nichts weiter als ein etwas umfangreicheres Trackpack. Für Green Day-Fans ist es natürlich die Gelegenheit in die Fußstapfen ihrer Idole zu treten, auch wenn es sich statt epochalen Musik-Event eher wie eine gemütliche Live-DVD anfühlt. Christian

Kommentare

Trine
29. Juni 2010 um 14:02 Uhr (#1)
Innovation hin oder her, mir geht es da um die Songs!^^ Und Greenday sind einfach knorke!! Genial, dass es für Rockband gekommen ist.
Gast
29. März 2024 um 06:36 Uhr
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