Virtueller Sport

(Artikel)
Benjamin Strobel, 30. November 2012

Virtueller Sport

Vom Einstieg ins Fandasein

E-Sports existiert schon seit den Zeiten von Quake. Die Besten der Besten trafen sich in schäbigen LAN-Cafés, um ein Preisgeld in Höhe von ein paar hundert Dollar zu gewinnen. Niedlich, nicht wahr? Über die letzten Jahre ist die Szene riesig geworden und auch das Interesse an dieser Nische ist stark angewachsen. Somit weiteten sich die Veranstaltungshallen, die Menge von Fans im Publikum wurde breiter und die Preisgelder stiegen natürlich um das Zehnfache! Obwohl E-Sports so groß geworden ist, kann man das Ausmaß mit den echten Sportdisziplinen kaum vergleichen. Es sein denn, man befindet sich in Korea, wo StarCraft fast schon Volkssport ist und die Spieler als absolute Stars behandelt werden. Womit lässt sich dieser Zuwachs im Bereich des elektronischen Sports erklären?

Ich vermute, dass Riot Games ihren Titel League of Legends gut dazu benutzt hat, um Leute darauf aufmerksam zu machen, dass es durchaus spannend sein kann ein virtuelles Turnier zu verfolgen. Damit will ich nicht sagen, dass Riot das Ganze erfunden hat. Ich denke nur, dass man mit LoL schaffte ein Publikum zu finden, das sich E-Sports sonst gar nicht anschauen würde.

Ich selbst fand virtuellen Sport dämlich. Es kamen typische Aussagen von mir, wie zum Beispiel: "Das kann doch jeder" oder "Da ist doch nichts dabei, die spielen nur Spiele", aber ich irrte mich. E-Sports war mir bisher nur in Form von Shootern bekannt - Counter Strike 1.6, Counter Strike: Source, Call of Duty und Quake waren für mich die Geläufigsten und in diesem Bereich habe ich bis heute nicht besonders viel Ahnung. Dennoch denke ich, dass es in diesem Teil von E-Sports leichtestens behaupten lässt, man wäre ein Pro, weil es einfacher ist die Konzepte und Taktitken eines Shooters zu erfassen als in anderen Genres, wie zum Beispiel Strategiespielen.

Meinen Zugang zu der Szene fand ich durch LoL. League of Legends hat eine riesige Spieler-Basis und Riot steckt eine gigantische Menge an Geld in ihre Pro-Szene. Aus diesem Grund werben sie mithilfe des Clients, wenn Turniere anstehen. Täglich bekämpfen sich vier Millionen Summoner und mit einer Gesammtspielerzahl von etwa 39 Millionen gibt's mehr als genug Menschen, die sich so ein Turnier anschauen könnten. Doch warum tut man das?

In diesem Sinne ist LoL ziemlich einzigartig. Es ist nicht so schwer das Spiel im Kern zu erfassen und zu wissen, was man in welcher Situation zu tun hat. Ein verankertes Metagame und so ziemlich festgelegte Item-Builds für Champions vereinfachen das Ganze nur weiter. Das ist aber nun mal nur die Grundlage. Je länger man spielt, desto ambitionierter wird man. Man möchte sich weiter verbessern, gerade weil man ein bisschen besser als die anderen werden will. Man liest Guides, denkt über Masteries und Runenseiten nach und schaut sich im Endeffekt Pro-Spiele an.

Da man das Spiel relativ schnell erfasst hat, versteht man flott, was passiert, und von hier aus kann man einfach die Teamkoordination bewundern oder sich Taktiken für das eigene Spiel abschauen. Leider ist dieser leichte Zugang auch in gewisser Hinsicht problematisch. Auch wenn es den Zugang öffnet, limitiert es auf Langzeit die Profi-Spieler. Deshalb fragt man sich auch teilweise, ob die kompetetive Szene für LoL so groß wäre, wenn Riot nicht ihre Finger im Spiel hätte.

Nach einer Weile begann ich Dota 2 zu spielen und dort merkte ich, wie gut es ist, wenn die Profi-Szene unabhängig von den Entwicklern entsteht.
Im Gegensatz zu LoL sind die Anforderungen, um in Dota erfolgreich zu spielen, weitaus höher. Was den Neuling vom Spiel abschreckt, lässt den ambitionierten Spieler seine Gelüste, der Beste zu sein, ausleben. Denn in Dota gibt es Heroes, die einen extrem hohen Skill-Cap haben, Itembuilds sind so ziemlich immer situationsabhängig und das Metagame ist so frei wie der Wind.
Innerhalb eines Spieles gilt es so viele Dinge zu beachten, sodass man sofort einen schlechten Spieler von einem guten unterscheiden kann. Hier sieht man auch direkt das hohe Niveau, auf dem gespielt wird.
Schnell erkennen die meisten, dass man selbst auf dieser Ebene nicht spielen kann. Diese Art von Planung und Vorraussicht kann man nur durch jahrelange Erfahrung erlangen. Deshalb bewundert man diese Spieler, sie erfüllen nun eine Vorbildfunktion. So findet man seinen Lieblingsspieler, sein Lieblingsteam und beginnt ihre Spiele zu verfolgen. Man lernt durch ihre Art von Spiel Teamkompostionen, Item-Builds, Taktiken und was man unter welchen Bedingungen zu beachten hat.

Durch diese Bewunderung idolisiert man die Spieler und will mehr über sie wissen. Man beginnt ihre Streams zu schauen und daran merkt man, dass die Spieler nicht wegen dem Preisgeld an Turnieren teilnehmen, sondern aus ihrer Passion für das Spiel. So ziemlich jeder Pro spielt das Spiel aus diesem Grund. Die Preise sind nur ein netter Bonus, jedoch ist der Spaß das Ausschlaggebende.

Auch die Beziehungen zwischen den Spielern sind sehr angenehm. Die meisten sind untereinander befreundet und es ist eigentlich immer witzig zu sehen, wie sie miteinander zocken. Es erschafft ein angenehmes Klima innerhalb der Community, der man gerne angehört.
Deshalb denke ich, dass E-Sports durchaus eine Existenzberechtigung hat. Die Emotionen, die man als Spieler, aber auch als Fan, empfindet, sind dieselben wie beim echten Sport. Man fiebert mit, man wird enttäuscht oder feiert seine Mannschaft. Die Spieler trainieren hart, weil sie Spaß am Spiel haben und ihre Leidenschaft ausleben. Keiner zwingt sie dazu und von den Gewinnen bei Turnieren kann man sowieso nicht leben. Mit Pro-Gaming kann man bisher (noch) nicht seinen Lebensunterhalt sichern. Die meisten machen es einfach als ein Hobby.

Um zu demonstrieren, was die Spieler durchmachen, möchte ich eine kleine Dokumentation zum größten Dota-Turnier, The International 2, zeigen. Ich finde, sie zeigt sehr gut, was die Spieler in der Szene erleben und was sie auszeichnet. Viel Spaß!


Mein Einblick in den E-Sports-Bereich war kurz, jedoch hoffe ich, dass man nachvollziehen kann, weshalb er seinen Anreiz hat. Es lohnt sich nämlich definitiv die Turniere von seinem Lieblingsspieler anzuschauen, denn man kann daraus immer etwas mitnehmen.

Bis dahin,
Undead

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28. März 2024 um 16:55 Uhr
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