Iron Sky: Invasion

(Artikel)
Benjamin Strobel, 29. November 2012

Iron Sky: Invasion

Die Reichsflugscheiben landen auf dem PC

Mit Iron Sky kam dieses Jahr ein besonderer Film ins Kino - ein Projekt, das in den letzten Jahren erheblich durch Fans finanziert und aufrecht erhalten wurde. Der Trash-Film entpuppte sich in der Kritik zwar als mittelmäßig, konnte sich aber in vielen Fan-Herzen einen festen Platz sichern. Ich behaupte, für das Spiel kann dasselbe gelten.

Iron Sky: Invasion ist ein 3D-Space-Shooter, der an den Film anschließt. Nazis vom Mond versuchen weiterhin die Erde anzugreifen, um sie zurückzuerobern. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines US-Piloten, der mit seinem Raumschiff gegen fliegende Untertassen loszieht und den wiederkehrenden Nazis Einhalt gebieten soll. Wie schon im Film ist die Story reichlich absurd und kann auf keinen Fall ernstgenommen werden.

Eine Besonderheit des Spiels ist die Nähe zur Filmvorlage. Da TopWare alle Rechte eingekauft hat, muss man im Spiel nichts vermissen: Reichsflugscheiben, gigantische Zeppeline im Weltall und alle größeren und kleineren Schiffe des Films finden sich auch im Spiel wieder. Drei davon kann der Spieler selbst auch fliegen. Ein weiteres Erbe des Films ist der großartige Soundtrack, der mir auch im Spiel viel Freude gemacht hat.
Aber das ist noch nicht alles: Mit den Schauspielern des Films wurden eigens für das Spiel neue Szenen gedreht. So bekommt man seine Aufträge direkt von Stephanie Paul als Präsidentin der USA und darf einen Plausch mit der hübschen Julia Dietze alias Renate Richter abhalten. Neben ein paar neuen Figuren tauchen auch weitere Charaktere des Films auf und tragen völlig ernsthaft ihre albernen Texte vor. Leider muss ich sagen, dass der Witz etwas träge bleibt. Die Nazi-Parodien sind einerseits abwegig, andererseits nicht überzogen genug, um wirklich komisch zu sein. Es ist schön zu sehen, dass man der Filmvorlage treu bleibt, doch leider nutzt das Storywriting - wie schon beim Film - nicht seine Möglichkeiten, den zugrunde liegenden Witz herüber zu bringen.


Iron Sky: Invasion unterteilt seine Geschichte in mehrere Level, bietet innerhalb aber große Freiräume. So startet der Spieler in der internationalen Raumstation ISS und kann von dort aus an verschiedene Standorte fliegen. Indem an verschiedenen Stellen immer wieder feindliche Raumschiffe auftauchen, hält Invasion den Spieler ganz schön auf Trab. Zwischendurch melden sich andere Raumstationen und Staatsoberhäupter, die so ihre Problemchen haben. Da kann es schon mal sein, dass man einen Satelliten beschützen muss, weil sonst wichtige Volksfeste nicht im Fernsehen übertragen werden können. Diese Art subtiler Witz ist eine Stärke des Spiels, die leider zu selten aufblitzt. Viele Missionsbriefings sind eher langweilig und allenfalls erzwungen komisch. Die Aufgaben sind allerdings zahlreich und wollen alle bearbeitet werden! Zu Beginn steht dem Spieler dafür nur ein kleines Shuttle zur Verfügung, später kann man aber zu stärkeren Schiffen wechseln.

Im Kampf ist vom Spieler ein taktisches Micro-Management gefragt. Per Tastendruck kann man die Energie des Raumschiffes auf verschiedene Systeme umleiten: Antrieb, Schilde oder Waffen. Jedes dieser Systeme regeniert seine Energie über die Zeit. Sollte man aber schneller wieder Power benötigen, kann man sie von anderen Systemen umleiten. Das Prinzip ist sehr einfach und funktioniert im Kampf intuitiv und tadellos. Zuerst kann man seine Energie in den Antrieb stecken und auf seine Feinde zufliegen. In Waffenreichweite geht dann alles auf Angriff und wenn man seinen Feinden zu nahe kommt, lohnt es sich, Energie auf die Schilde zu verteilen. Manchmal bietet es sich aber auch an, den Antrieb aufzustocken, um zu fliehen, bevor es zu brenzlig wird.


Wenn man in einen Kampf gerät und so fünf bis zehn Reichsflugscheiben um einen herumschwirren, sollte man dringend einen Feind nach dem anderen markieren. So wird er auf dem Radar und im Feld hervorgehoben, was extrem heilfreich ist. Außerdem kann man seine Verfolgungsraketen nur auf markierte Ziele sinnvoll abfeuern. Und die Flugkörper sollen schließlich nicht schlecht werden. Also markieren und immer raus damit! Manuelles Zielen ist schließlich so gut wie unmöglich, da die Nazi-Untertassen ziemlich wendig sind. Hat man einmal raus, Feinde schnell zu markieren und nacheinander auszuschalten, wird das Spiel schnell sehr einfach und leider auch etwas eintönig.

Interssanter sind demgegenüber die Kämpfe gegen große Schiffe wie Zeppeline, die etwas mehr Taktik erfordern. Hier muss man beispielsweise warten, bis sich Schleusen öffnen und dann auf diese schießen, um dem Raumschiff ernsthaft zu schaden. Gleichzeitig muss man sich Kleinvieh vom Leib halten und versuchen, nicht von den Kanonen des Zeppelins erfasst zu werden. Besiegte Raumschiffe explodieren wohltuend und hinterlassen Weltraumschrott. Das ist auch richtig so, denn der lässt sich einsammeln und verkaufen! Gegen Geld bekommt man wiederum Upgrades für die eigenen Raumschiffe. Diese verbessern allerdings nur die Stats (mehr Munition, bessere Verteidigung, etc.), bieten aber keine neuen Waffen oder Modifikationen für das Raumschiff. So ist das Gameplay schnell erschöpft.

Mit 6 Leveln ist Iron Sky: Invasion recht kurz und erweckt den Eindruck, schnell zusammengeschustert worden zu sein. Andererseits bieten die Mechaniken auch gar nicht genug Tiefgang, um für ein längeres Spiel tragfähig zu sein. An vielen Stellen wirkt das Spiel auch sehr spartanisch: während die Grafik sehr schön ist, hat man vielerorts am Design gespart. Die Menüs sind sehr schlicht und gerade das Upgrade-System wirkt schnöde und uninspiriert. Andere Genrevertreter wie Freelancer oder Galaxy on Fire bieten eine ganze Palette an Waffen und Ausrüstung, während sie gleichzeitig sogar grafische Darstellungen dafür anbieten. Leider fehlt es Iron Sky an dieser Liebe für's Detail, die durch die neuen Filmszenen nicht aufgewogen werden kann.

Wer den Film liebt, wird auch das Spiel mögen und über seine Schwächen hinwegsehen können. Für Fans des Genres und ohne Kenntnis des Films gibt es aber bessere Alternativen. Nex

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