The War Z

(Artikel)
Daniel Fink, 09. November 2012

The War Z

Das "andere" DayZ

Disclaimer: The War Z ist ein Spiel, welches sich zu dem Verfassungszeitpunkt des Beitrages in der Beta befindet. Die hier aufgeführten Eindrücke stammen aus der Alpha- bzw. Beta-Version des Spiels, die nicht das finale Produkt repräsentieren.

Zombiefilme existieren schon seit Jahrzehnten und seitdem es Videospiele gibt, wünschten sich Gamer nichts lieber jene nachzuspielen. Es begann mit Resident Evil, wo Ressourcenknappheit, eine unhandliche Steuerung und ein schauriges Setting das Tempo diktierten. Die Spannung entstand durch das Fehlen von nötigem Equipment, aber auch der Kampf mit der Steuerung erzeugte ein Gefühl von Hilflosigkeit. Mit der Zeit entwickelte sich das Genre in eine mehr Ko-op-basierte und Action-orientierte Richtung, mit Titeln wie Killing Floor oder Left 4 Dead, bei denen eher der Kampf mit überwältigenden Mengen an Zombies im Vordergrund steht. Neuerdings kommt es zu einer Symbiose dieser beiden Strömungen, die Zombie-Survival-Spiele bekommen fast schon einen Roguelike-Charakter. Ressourcenmanagement bekommt wieder einen weitaus höheren Stellenwert, die massiven Zombiemengen werden jedoch beibehalten.
Eine der wichtigsten Entwicklungen wäre jedoch die Mentalität. Es geht nicht mehr darum zu gewinnen, es geht um reines Überleben und auch das ist nur temporär, denn der Tod wird zu etwas Unausweichlichem. Irgendwann wird jeder Charakter sterben, womit man seinen gesamten Fortschritt verliert und wieder von vorne anfangen muss. Dieser Trend wurde bei Spielen wie Project Zomboid und DayZ erkennbar. Nun soll ein weiteres Spiel mit einer ähnlichen Prämisse erscheinen: The War Z.

The War Z unterscheidet sich von Vorlage DayZ nicht allzu sehr, die Kernaspekte bleiben sehr ähnlich: man muss nur überleben. Das heißt Lebensmittel, Waffen und Gadgets suchen, die uns das Dasein in der Apokalypse vereinfachen. Für uns bedeutet das, dass wir unsere Umwelt erkunden müssen, Zombies clever zu bekämpfen haben und unsere Fähigkeiten gegenüber anderen Spielern unter Beweis stellen.

Lauern am See

Nach kurzer Zeit werden jedoch einige Unterschiede deutlich. Da DayZ auf ArmA 2 basiert, ist das Steuerungsschema komplett übernommen worden. Dieses ist umständlich, kontraintuitiv und alles andere als leicht zu benutzen, da so ziemlich jeder Knopf auf der Tastatur belegt ist. Auch die Bewegungsabläufe sind teilweise recht träge, was insgesamt an die alten Survival-Horror-Spiele erinnert - was nicht unbedingt schlecht ist. Hinzu kommen die extensiven Möglichkeiten eines Militärsimulators, wie z.B. die Möglichkeit seinen Kopf unabhängig vom Körper zu bewegen, was einem bessere Übersicht über die Umwelt gewährt.
Das alles fehlt in War Z. Es scheint so, als würden die Entwickler alle Umständlichkeiten von DayZ entfernen wollen. Ich verwende diesen Begriff ungern, da er eher eine negative Konnotation hat, aber War Z wirkt wie ein Casual DayZ. Mit der Entfernung dieser Umständlichkeiten entfernt man auch Tiefgang. Die Frage ist jedoch: Ist das schlecht?

Meiner Meinung nach verändert sich dadurch der Fokus des Spiels. In DayZ steht für mich Survival mehr im Vordergrund, wobei bei War Z PvP weitaus mehr gefördert wird. Das hängt mit einigen Designentscheidungen zusammen, bei denen ich nicht genau weiß, ob sie so für den Zweck geplant wurden oder nicht.

Zu Beginn spawnte man in War Z mit einer Taschenlampe und ein wenig Proviant. Das Problem war, dass sich die Taschenlampe als Waffe benutzen ließ, was zu massiven Kämpfen an Spawnpunkten führte, um diesen Anfangsproviant an sich zu krallen, da Hunger und Durst viel zu schnell sanken. Das wurde insofern gepatcht, dass die Spawns weiter auseinander gelegt wurden und der Bedarf an Essen und Trinken sank.
Da man vorher zu nah aneinander spawnte, war die nächste Stadt das erste Ziel. Dies erschuf eine massive Todeszone. In diesem Gebiet war es unmöglich, nützliches Loot zu finden und man kam nicht weit, weil man vorher getötet wurde.
Plötzlich spawnte man nun komplett verstreut über die Map und zwar an Punkten, wo vorher niemand gewesen ist, was dazu führt, dass plötzlich jeder wieder hervorragendes Equipment hat, was wieder jeden zu einem attraktiven Ziel macht.

Vorsichtig vorrücken

Die Mapgröße ist ein weiterer Faktor, der PvP fördert. Am Anfang war nur ein Drittel der Map freigeschaltet, mittlerweile ist es ungefähr die Hälfte. Für 40 Mann war das viel zu wenig. Selbst die halbe ist immer noch zu wenig. Die gesamte Map soll Platz für 100 Spieler bieten und die War-Z-Map Colorado wirkt kleiner als DayZ's Chernarus.

Und auch PvP als Gameplay-Element fühlt sich nicht richtig an. Die Waffenbedienung ist schlichtweg eigenartig. Man hat den Eindruck, dass man mehr Kugeln abschießt als eigentlich aus der Waffe rauskommen. Außerdem sind die Situationen, bei denen man sich in Feuergefechten findet, vor allem wegen technischen Probleme.

Ein technisches Problem wäre z.B., dass man nicht aus der liegenden Position fließend in die hockende Position übergehen kann. Der Spieler muss komplett aufstehen und sich dann hocken, was oftmals die Position verrät. Außerdem ist es nicht möglich, sich aus dem Sprinten auf den Boden zu schmeißen, falls man plötzlich beschossen wird. Man muss also stehen bleiben und sich dann hinlegen, was meistens das Todesurteil ist.
Die wunderschöne Vegetation ist auch keine zuverlässige Deckung, denn auf den niedrigsten Einstellungen sieht man kein Gras. Dieses Problem wurde aber wahrscheinlich mittlerweile gefixt.

Falls man zudem in der Third-Person-Perspektive spielt, was einige aus DayZ gewohnt sind, wird man feststellen, dass die Iron-Sights nicht funktionieren. Die Kamera zoomt zwar rein, aber man hat keinen Anhaltspunkt zum Zielen, wohingegen man bei DayZ in die First-Person-Perspektive wechselt.

Was das ganze Konzept von PvP für mich ruiniert, ist die Tatsache, dass man, wenn man stirbt, eine Stunde Respawn-Wartezeit auf einen Charakter aufgebrummt bekommt. Man kann zwar insgesamt fünf Charaktere haben, jedoch liegt die Lebenserwartung nicht besonders hoch und es ist einfach nervig, wenn man ohne ein einziges Item zu haben getötet wird. Auch wird man selbst aggressiver von der Spielweise, weil man für den Tod stark bestraft wird, was bei so einem PvP-Fokus nicht sein darf.

Boulder City

Die Zombies an sich erfüllen ihren Zweck. Stellenweise sind sie zu aggressiv, manchmal aber auch zu passiv. Gerade mit den letzten Patches sind die Zombies zu einer größeren Bedrohung geworden, was ich gar nicht schlecht finde, denn es ist schließlich ein Zombie-Survival-Game. Die einzige Sache, die Zombies zu einem Witz werden lässt, ist die Möglichkeit auf Autos zu springen. Wenn man dann im Besitz einer Nahkampfwaffe ist, kann man einfach den Zombies vom Dach aus auf den Kopf schlagen, was einen Großteil der Herausforderung nimmt, da sie einen nicht angreifen können. Ein weiteres Problem mit den Zombies ist, dass sie auch bei Nacht dieselbe Sichtweite wie am Tag haben.

Die Implementation von Safe-Zones und einem Item-Shop und das damit verbundenen Global Inventory ist zwar fragwürdig, aber meiner Meinung nach ganz gut balanciert. Man kann sich Items für virtuelles aber auch echtes Geld Items kaufen und sie einem Charakter vor dem ersten Spawn oder in einer Safe-Zone ins Inventar legen. Man kann also Dinge wie Munition, Nahkampfwaffen, Rucksäcke, kosmetische Items, aber auch Nahrung und Medkits zu jeder Zeit kaufen, falls man diese benötigt. Da man nur Zugang zu diesen Dingen hat, während man in Safe-Zones ist, kann man sich nicht einfach ausloggen und eine Notrettung durchführen.

So langsam muss ich einen Schlussstrich ziehen. The War Z hat zur Zeit viele Probleme, aber man muss bedenken, dass es noch eine Beta ist, weshalb viele meiner Anmerkungen in der Zukunft verändert werden können und auch hoffentlich verändert werden. Es ist vollkommen in Ordnung, dass das Spiel einen anderen Fokus sucht als die Vorlage, jedoch erfüllen die Designentscheidungen noch nicht ganz ihren Zweck. Das Grundgerüst, welches uns die Entwickler hier vorlegen, ist zwar solide, aber man muss es mit Skepsis betrachten. Ich denke, dass das Spiel großes Potenzial hat und die angekündigte Umsetzung von z.B. Fahrzeugen und Supermutanten definitiv vielversprechend klingen. Vor allem wenn man ein paar gute Kumpel zum Zocken hat, macht das Spiel ziemlich viel Spaß.
Ich würde also empfehlen, das Spiel auf dem Radar zu behalten und abzuwarten, was aus dem Projekt wird. Falls das Spiel sich in eine positive Richtung entwickelt, sollte man bei dem Titel definitiv zugreifen. Hoffen wir das Beste!

Bis dahin,
Undead

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