Capcom-Roundup

(Artikel)
Rian Voß, 19. August 2012

Capcom-Roundup

Rundum gelungen

Während andere Publisher auf so neumodische Buzzword-Trends wie "Free to Play" und "crowdsourced" setzen, lief beim Line-Up-Round-Up von Capcom alles so klassisch ab, wie es Gamer der alten Schule kennen und lieben: Vier große Titel mit mächtigen Namen, die irgendwann kaufbar im Regal stehen werden, dann nimmt man sie mit nach Hause und sie gehören einem für immer. Und wenn das, was ich von Resident Evil 6, DmC: Devil May Cry, Lost Planet 3 und Remember Me gesehen habe, auch wirklich dem Gesamtbild der Endprodukte entsprechen wird, dann stehen bald ein paar hübsche neue Spiele in meinem Regal.

Resident Evil 6

Der Release von Resi 6 steht bei weitem an nächsten - schon im Oktober ist es so weit und der Kampf um die Menschheit kann beginnen. Es gibt so kurz vor der Erscheinung wohl nicht mehr viele Geheimnisse, die noch großartig unter der Presse verstreut werden, und eine Demo existiert ja auch.
Wir verfolgten zuerst Leon S. Kennedy in seiner eher klassischen Storyline mit langsamen Zombies und mehr Grusel, danach Chris Redfields Kampagne, in der die Straßen voller Action und die Feinde dann auch mal bewaffnet sind. Alle Protagonisten sind natürlich darauf aus, die globale Vireninfektion abzutöten. Neben diesen beiden roten Fäden gibt es noch den von Jake, einem agileren Nahkampfcharakter, und einen geheimen vierten. Das Spiel wird einem wohl insgesamt etwa 30 Stunden allein im Singleplayer abknöpfen und wenn man eine Mission abschließt, darf man das Ganze auch noch mal aus dem Augenwinkel des Partners bestreiten, wo es dann leichte Veränderungen geben wird. Zudem überschneiden sich die Pfade auch ab und zu, so dass es online zu 4-Spieler-Situationen kommen kann.
Weitere Features beinhalten, dass man nun seinem Ko-Op-Partner keine Items mehr wegschnappen kann, weil jeder seinen eigenen Drop bekommt, und man kann vor jeder Mission Skills auswählen, die den Job einfacher gestalten können. Ich frage mich nur, ob man dann nicht häufiger mal in die Verlegenheit kommt, erst mal bei einem Kapitel voll abzustinken, nur um dann von vorne beginnen zu müssen, weil man dann erst weiß, welche Fähigkeiten eigentlich die nützlichen gewesen wären.

Und da es nun endlich zu einem Konflikt auf globalem Level gekommen ist, schlagen auch langsam meine Reboot-Sensoren aus. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Resi-Team die Geschichte auf eine noch umfassendere Bühne bringen soll (Zombies im Weltraum gibt es ja schon), also wage ich mal die Vermutung, dass das nächste Resi die Geschichte von vorne starten wird. Dann gibt's auch endlich wieder das Weskerlein!

DmC: Devil May Cry

Da wir schon quasi von Reboots sprechen: Ich war eigentlich nicht sonderlich gehyped von Dantes jungen Jahren, aber die Spielszenen von Devil May Cry sahen lecker aus. Und ich frage mich auch, warum so viele Leute über das neue Aussehen des Kindes zweier Welten jammern, denn im Vergleich zum altgedienten Mantelträger mit den Animehaaren ist mir der jugendliche Dante mit seinem Feinripphemd und der Drei-Minuten-Frisur wesentlich sympathischer.

Wir sahen einen ausgedehnten Bosskampf zwischen dem Dämonenjäger und, naja, einem Dämon. Von seinem Markenzeichen-artigen, übertriebenen Humor hat die Serie jedenfalls nichts eingebüßt, ich musste beim Gespräch vor dem Kampf, welches hauptsächlich aus einem Alters-Schwanzvergleich und "Fuck you!" "No, fuck youuuuuu!" bestand, zwischen Dante und der an der Decke hängenden Riesenmade jedenfalls herzhaft lachen.
Der Kampf an sich war dynamisch, beinhaltete einen fliegenden Wechsel zwischen drei Nahkampfwaffen (Axt, Schwert, Sense), den Einsatz eines Hangel-Hakens ähnlich Neros Klaue aus DMC4, natürlich mehrere Boss-Stufen, keine Quicktime-Events und, was mich sehr freute, eine Ausweichrolle. Ausweichrolle! Unerhört! Nachher ist Dante gar kein angreifender Klotz mehr und könnte sich sogar gegen agile Kontrahenten wie Bayonetta behaupten!
Zwischen den Stufen der Bosskämpfe gibt es, man kennt es ebenfalls aus Bayonetta, immer ein paar schöne Zwischensequenzen, unterlegt von einem mächtigen Wub-Wub-Soundtrack, welcher, wie schon das damalig rockige Devil May Cry, sich natürlich ganz nach dem aktuellen Mainstream-Untergrund-Trend richtet. Und an Brutalität fehlt's natürlich auch nicht, denn das Gesicht des Gegners wurde am Ende hautnah in einem Ventilator zerschmettert.

Wenn die Story nachher stimmt und die Kämpfe sich so dynamisch spielen wie sie aussehen, gibt es 2013 vielleicht endlich mal einen würdigen Konkurrenten für Segas Fanservice-Hexe.

Lost Planet 3

Man kann bei Capcom ja von mir aus viel darum streiten, wenn es um die Qualität der Spiele geht, aber eins muss man ihnen lassen: Sie trauen sich was. Vor allem mit etablierten Franchises. Es gehört schon eine Menge Cojones dazu, wenn man mit einer Serie wie Lost Planet in der dritten Iteration immer noch neue Dinge versucht. Da wurde nicht nur der Entwickler zu Spark Unlimited gewechselt, sondern die Vier-Spieler-Ko-Op-Komponente ist im Sequel/Prequel komplett herausgeflogen und wurde durch eine dichtere, grusel-lastigere Singleplayer-Atmosphäre ersetzt.

Jim Peyton ist ein rauer Typ, der auf dem Eisplaneten arbeitet, auf dem die zwei zeitlich nach Lost Planet 3 stattfindenden Vorgänger spielen. Er ist ein ganz normaler Kerl, arbeitet für sein Geld und nimmt gerne mal härtere, besser bezahlte Jobs an, um schnell zu seiner Familie zurückkehren zu können. Die ersten Eindrücke der verschiedenen Charaktere waren für mich durchgehend erstklassig: Peyton murrt viel, scheint aber ein ganz angenehmer Mensch unter der ruppigen Schale zu sein. Sein Kollege und Techniker, der an seinem Arbeitsmech schraubt, ist gerade noch so enthusiastisch, dass es einem nicht auf den Wecker fällt, und wird von Jim auch gerne mal gebremst. Und der Chef wirkt mit seinem eingehenden Vertrauen Jim gegenüber wie eine tolle Vaterfigur.
Doch nicht nur die Introsequenz steckte schon voller zwischenmenschlicher Spuren, sondern nachdem man den Hangar verlassen hat, um auf eine äußerst wichtige Mission zu gehen, überrascht LP3 mit einer Fülle an Gameplay-Details. Da sind Sequenzen mit offensichtlichen Einweg-Animationen, in denen man Tor-Mechanik bewegt, was später im Spiel garantiert nicht noch einmal zu sehen sein wird, die ersten Momente nach dem Öffnen der Türen beschlägt die Frontscheibe kurz und wird dann vom Frostschutzmittel bekämpft und schlussendlich erscheint zwischendurch auch noch mal unten rechts im Cockpit eine Videobotschaft von Peytons Frau, die einfach nur mal so durchgibt, was gerade bei ihr passiert. Ich war an der Stelle schon ziemlich weggeblasen, denn wenn Spark Unlimited das Pacing so beibehält, wird Lost Planet 3 nicht nur möglicherweise ein ziemlich guter Shooter in einem interessanten Setting, sondern liefert auch ein sehr seltenes Maß an subtiler Spieler-Spielcharakter-Interaktion, die zu einer wirklich kräftigen Integration in die Spielwelt beiträgt.
Etwas später haben wir die wunderschönen, ruhigen Außenareale verlassen und befinden uns in einer verlassenen Forschungsstation - was schon ziemlich unheimlich ist, da Peyton und seine Mitarbeiter eigentlich die ersten Menschen auf dem Planeten sein sollten. In diesem Kabuff läuft er dann Spinnenmolchen über den Weg - sein erster Kontakt mit den Bewohnern des Planeten, die später als Acrid bekannt werden sollen. Vom Gameplay her gab es hier leider nicht mehr viel zu gucken, außer dass Peyne mit einem hübsch stilisierten QTE dem Zerfleischen durch so einen Molch entrinnen musste.
Lost Planet 3 erscheint 2013 und während ich um den verlorenen Ko-Op (bei bestehender Multiplayer-Versus-Komponente) weinen muss, komme ich nicht drumherum ziemlich euphorisch wegen der Story auf meinem Stuhl hin und her zu wippen.

Das Schlusslicht bildete Remember Me, die Cyberpunk-Assassin's-Creed-Version des französischen Herstellers DONTNOD, welches mir auf der Gamescom 2011 noch unter dem Namen Adrift vorgestellt wurde.
Remember me handelt im New Paris der 2080er-Jahre. Die Protagonistin leidet an Gedächtnisverlust, ist auf wunderbare Weise aber in der Lage, ihren Kummer zu teilen, da sie die Fähigkeit hat, in anderer Leute Erinnerungen einzudringen, Informationen zu extrahieren oder deren erlebte Vergangenheit zu verändern. In dem kurzen Promo-Video, welches ihr vielleicht auch von der E3 kennt, bekommt sie den Auftrag einen gewissen Frank Forlan auszuschalten. Sie erledigt diese Aufgabe, indem sie ihm den Mord an seiner Ex-Frau ins Gewissen remixt. (siehe Video)

Es gibt leider noch keine Infos dazu, ob das Spiel nachher über eine Open-World-Komponente verfügt, aber wenn dem so wäre, dann wäre mein schnell dahergegriffener Vergleich mit der Attentäter-Serie nicht weit hergeholt. Die Story um die amnestische Heldin (?) scheint allein schon durch den starken ethisch-philosophischen Hintergrund der Erinnerungsveränderung interessant zu werden, ich freue mich, dass das Gameplay aus dem DS-Titel Ghost Trick hier in den Remixes seine Verwendung findet und ein bisschen Human-Revolution-/Blade-Runner-Szenerie hat auch noch niemandem geschadet.

Capcom hat mich überrascht durch eine Vorführung sehr starker Titel, die entweder ein neues Franchise aus dem Boden stampfen oder genug Dinge neu machen, dass man den Jungs und Mädels beim japanischen Publisher keineswegs vorwerfen könnte, sie würden sich nur auf vergangenen Lorbeeren ausruhen. Im Oktober wird jedenfalls erst mal fleißig Resi gezockt und danach sehen wir weiter, was sich bei den anderen Spielen so getan hat. Rian

Kommentare

heilerderwelten
Gast
20. August 2012 um 21:57 Uhr (#1)
Mit den feinen Sachen von der Sony Konferenz,
war Capcoms Stelldichein dieses Jahr für mich das Wertigste.
Ben
21. August 2012 um 13:46 Uhr (#2)
Mein persönliches Highlight ist natürlich Resident Evil 6. Unter den Koop-Spielen war Resi 5 für mich der König und ich hoffe, dass RE6 genauso weiter macht!
Heilerderwelten
Gast
21. August 2012 um 17:14 Uhr (#3)
Ja da gebe ich dir absolut Recht.
Resi 5 wurde nicht was sie die Meisten gewünscht haben,
aber es wurde das, womit die Meisten ihre helle Freude hatten.
Ich hoffe das Resi 6 Wünsche und Freude gut zusammen bringen kann.
Gast
23. April 2024 um 08:06 Uhr
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