Batman: Arkham City

(Artikel)
Benjamin Strobel, 25. Oktober 2011

Batman: Arkham City

Become the goddamn Batman

Ich weiß, was ihr denkt. Ihr fragt euch: Kann man Arkham Asylum noch besser machen? Wer den Vorgänger von Batman: Arkham City gespielt hat, der weiß, es muss schwer sein. Die Superheldenversoftung von 2009 war mit Abstand der größte Überraschungshit der letzten Jahre. Aber auch die ganz Großen machen nicht alles richtig. Da war diese tolle Grafik, aber man hat sie kaum genossen, da man sich per stilisierter, übernützlicher Detective Vision lieber Zusatz-Infos einholte. Und dann waren überall diese Gargoyles - ich meine: in Innenräumen! Wer baut Gargoyles in... es machte nicht so recht Sinn.

Wenn ihr euch an die kleinen Fehler von Arkham Asylum noch erinnert, wird euch Arkham City mit Nostalgie erfüllen. Rocksteady Studios haben daran nichts geändert. Stattdessen haben sie das Gameplay verbessert, wo es ging, und ihr erfolgreiches Konzept an jeder Ecke poliert. Und tief im Herzen wisst ihr: diese Kleinigkeiten haben damals eigentlich kaum gestört und tun es heute auch nicht.

Einige Zeit nach den Ereignissen in Arkham Asylum hat sich viel getan in Gotham. Der ehemalige Anstaltsleiter Quincy Sharp ist zum Bürgermeister aufgestiegen und hat einen Teil im Zentrum Gothams abriegeln lassen. Hier werden die Freaks aus der Anstalt in einem gigantischen Knast gehalten: Arkham City. Unter der Leitung von Hugo Strange passieren dubiose Dinge in Arkham. Natürlich muss Batman da mal nachsehen, was schief läuft.

Nach einem grandiosen Opening - einem der besten in der Videospielgeschichte - fahren wir in Batmans Haut und fühlen uns schnell wohl darin. Was den ersten Teil groß machte, wird hier wieder ausgelebt: Eine abwechslungsreiche Kombination aus Erkundung, Faustkampf und spannenden Schleichpassagen. Insbesondere bei den Bosskämpfen konnten Rocksteady über die Jahre dazulernen und zaubern eine großartige Show auf den heimischen Bildschirm. Das Freeflow-Kampfsystem spielt sich flüssiger als zuvor, behält aber seine alte Tiefe. Ein Knopf zum Schlagen, einer zum Kontern und ein paar Schnelltasten für Batmans Gadgets - auf den ersten Blick simpel, in Aktion aber fordernd, abwechslungsreich und durch seine stilechte und flüssige Inszenierung immer wieder sehr belohnend. Insgesamt scheint der Kampf einfacher geworden zu sein, da man etwas mehr Zeit zum Kontern hat und nicht so schnell aus dem Flow kommt. Aber spätestens im harten Schwierigkeitsgrad ist es fast widerlich fordernd. Da ist es umso erfeulicher, dass Batman jetzt auch bis zu drei Burschen gleichzeitig auskontern kann, was nicht nur gleich drei Feinde zu Boden wirft, sondern auch ziemlich cool aussieht!


Während man in Arkham Asylum räumlich eher eingeschränkt war, bietet Arkham City ein großes Areal in Gotham, das man völlig frei erkunden kann. In der Stadt sind diesmal über 400 Riddler-Trophäen vesteckt und müssen durch das Knacken von verschiedenen Rätseln entdeckt und eingesammelt werden. Viele Verstecke sind anfänglich noch nicht erreichbar, sodass man frei nach dem Metroid-Prinzip dann zurückkehrt, wenn man dank eines neuen Upgrades bisher unzugängliche Areale für sich eröffnet. Während man hier und da schon ein paar davon einsammelt und noch auf dem Weg zur nächsten Aufgabe ist, tun sich an jeder Ecke plötzlich Side-Quests auf: Politische Verfolgte wollen gerettet und diverse Killer geschnappt werden. Die Nebenmissionen wurden mit derselben Liebe zum Detail gestrickt wie die Hauptgeschichte und halten ein paar überraschende Cameos aus dem DC-Universum bereit. In Arkham City herrscht die reinste Anarchie und Batman hat alle Hände voll zu tun.


Die Atmosphäre knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Die marode Stadt, die zerfressenen Gesichter von Batmans Feinden und die verrückten Lautsprecherdurchsagen von Hugo Strange und dem Joker schaffen eine glaubwürdiges Umgebung des dunklen Ritters. Dabei ist zu erwähnen, dass die Synchronstimmen absolute Spitze sind. Vom Joker über Alfred bis hin zum einfachen Straßengangster ist jede Stimme großartig. So macht es auch immer wieder Spaß, die Dialoge der Gangster in der Stadt zu belauschen, wenn man über die Dächer huscht. Die Story wird cineastisch in Szene gesetzt und steht der Geschichte im ersten Teil in nichts nach. Ein bisschen verrückt, manchmal neben der Spur, aber hey! Es handelt sich schließlich um einen Comic. Und wenn man Batman kennt, dann spürt man regelrecht, wie nah das Spiel der Vorlage kommt.
Wenn man so über die Dächer Gothams fliegt und sich sich einen Gegner nach dem anderen von wegschnappt, bleibt nur noch eine Frage: Erledige ich den letzten Feind mit dem Batarang, ziehe ich ihn über den Rand oder sprenge ich ihn weg? Schon zu Beginn hat Batman fast alle Gadgets aus dem ersten Teil (einzig das Upgrade zur dreifachen Batclaw fehlt) und dann wird nur noch obendrauf gesetzt! Beispielsweise gibt es später die Möglichkeit, bis zu zwei Schusswaffen von Feinden zu deaktivieren. Das wäre aber nur halb so witzig, wenn sie das auch wüssten! Wenn man sich dann vor sie stellt, versuchen sie zu schießen und schmeißen mir dann ängstlich ihre Waffe entgegen, wenn sie merken, dass es keinen Sinn mehr hat. In diesem Zusammenhang erweist sich auch immer wieder die neue Rauchbombe als sehr nützlich. Befindet man sich im Rauch, so ist man für seine Feinde quasi unsichtbar. Befinden sich diese außerdem im Rauch, kann man sie jederzeit mit einem Silent Takedown erledigen. Mit diesem Gadget lässt sich dann auch mal so ein Dreierhaufen von Schlägern einfach beseitigen. Wenn man nur im Voraus gut genug plant, wie man seine Feinde einen nach dem anderen ausschaltet, ist das Wichtigste schon passiert. Und man fühlt sich als wäre man der verdammte Batman!


Wenn man Batman durchgespielt hat, denkt man einfach nur: Hey, warum ist es so schnell vorbei? Dabei hat man nur nicht gemerkt, wie die zehn Stunden an einem vorbeigezogen sind. Doch dabei bleibt es nicht. Selbst wenn man schon alle Nebenmission bearbeitet hat, bleiben immer noch die Rätsel und das neue New Game Plus. In diesem Modus kann man das Spiel mit all seinen Gadgets von vorn beginnen. Aber jetzt gibt es von Anfang an härtere Gegnertypen und keine Warnsignale mehr, wann man die Schläge der Feinde kontern muss. Der Spielmodus läuft zudem unabhängig vom ursprünglichen Spiel, sodass man weiterhin auch seinen normalen, einfacheren Spielstand zurückkehren kann, um dort Tröphäen zu sammeln. Netterweise werden diese auch mit beiden Modi geteilt, sodass man auch im New Game Plus die absolvierten Rätsel auf sein Konto buchen kann und gleichzeitig keine alten wiederholen muss. Und wenn man wirklich nochmal alles von vorn spielen möchte, kann man immer noch einen anderen Spielstand eröffnen.

Arkham City macht alles besser als sein ohnehin genialer Vorgänger. Rocksteadys über zweijährige Arbeit an diesem Projekt hat sich für uns alle gelohnt! Es ist schön zu sehen, dass nicht alle Spiele im jährlichen Rythmus hingeklatscht und aufgetischt werden, sondern dass es auch Entwicklerstudios gibt, die sich die Zeit nehmen, um Liebe in ihr Spiel zu bringen. Jede Fassade Gothams, jedes Rätsel, jeder einzelne Charakter ist erfüllt von dieser spürbaren Liebe - das unsichtbare Element, das Arkham City von so vielen Spielen unterscheidet. Es ist nicht nur das neue beste Superheldenspiel, sondern auch eines der besten Spiele des Jahres! Nex

Kommentare

Rian
25. Oktober 2011 um 23:31 Uhr (#1)
Eines der besten Intros aller Zeiten? Buaaah. Gut gemacht, sicher. Es macht seinen Job formvollendet. Aber beim zweiten Mal gucken fand ich's schon recht langweilig. Ich fand die Karte von Arkham City jetzt gefühlt auch nicht sonderlich viel freier als die von Asylum. Angeblich sei die Karte fünf Mal größer, aber die Strecken werden auch wesentlich schneller überbrückt, so dass es mir - sofern ich von einem Ende zum anderen wollte - vorkam, als wäre sie sogar kleiner. Naja, der Teufel steckt im Detail.

Arkham City ist auf jeden Fall ein sehr empfehlenswertes Spiel für jeden, der auch nur einen Fitzel Entdeckertrieb in sich hat.
Ben
26. Oktober 2011 um 01:17 Uhr (#2)
Die Karte ist in dem Sinne freier als dass im Asylum die meisten Bereiche zu Beginn nicht zugänglich waren und erst eröffnet werden mussten. Die Stadt dagegen kann man fast vollständig erkunden ohne nur eine Story-Mission zu machen.

Ich habe mich angestrengt, aber mir sind keine anderen Spieleintros eingefallen, die ich beim ersten Sehen so gut fand. Auch wenn ich es schon mehrmals gesehen habe und immer noch mochte, würde ich nicht sagen, dass das wichtig ist. Die allermeisten Spiele werden überhaupt nicht mehr als einmal durchgespielt, weil sich das nicht lohnen würde. Es verliert vielleicht etwas an Reiz, weil beim zweiten Sehen der Überraschungseffekt rausfällt, der schon eine wichtige Rolle spielt. Aber ich würde auch nicht sagen, dass etwa Memento weniger gut ist, nur weil der Film beim zweiten Schauen langweiliger wird. Einige Dinge sind für das eine, erste Erlebnis gemacht.
Rian
26. Oktober 2011 um 17:53 Uhr (#3)
Wer sagt denn, dass Memento beim zweiten Schauen langweiliger wird? :D

Mein spontaner Einfall für ein besseres Intro? Borderlands. Es erfüllt genauso wie das Intro von AC seinen Job und doppelfungiert als Musikvideo. Wurde mir noch nie langweilig. Noch spontanerer Einfall? Arkham Asylum. Ich habe noch ein paar andere sehr gute Intros auf der Kappe, wie Bayonetta, Brütal Legend, Shenmue, Portal 2, Half-Life oder in abstrakter Weise auch Mario, weil der Spieler dort auf vollkommen natürliche Weise die Steuerung lernt ohne "Drücke B zum Springen"-Anleitungen. Diese Spiele machen alle meisterlich das, wofür sie da sind. Und Intros, die man als mit bei den besten bezeichnen kann, sollten gerade solche "Spezialanforderungen" wie "Ist auch bei mehrmaligem Gucken immer noch frisch und toll" erfüllen. Ansonsten ist's halt, naja, sehr gut. Besser als vieles, sicher. Aber der Begriff "einem der besten der Videospielgeschichte" ist mir zu pompös, als dass man ihn "spontan" benutzen sollte. Naja, meine Meinung zumindest.
Ben
26. Oktober 2011 um 18:59 Uhr (#4)
Ich dazu sagen, dass ich die Definition des Intros hier eher cineastisch verstehe und nicht im Speziellen als Spieleinführung. Ich stelle mir einfach nur vor, ich schaue die ersten fünf Minuten eines Films (hier Ingame-Sequenz des Spiels) - dann finde ich diese ersten Minuten "Film" von Arkham City wirklich außergewöhnlich gut. Arkham Asylum hatte nach dieser Definition aber auch schon ein wirklich gutes Intro.

Borderlands macht wie du sagst wirklich gut was es macht. und man kann es auch immer wieder schauen. Aber wenn ich mir aussuchen sollte, ob ich nach den ersten Minuten lieber Batman weiterverfolge oder das Musikvideo, wäre es ganz sicher Batman.
Haris
27. Oktober 2011 um 00:21 Uhr (#5)
Ihr habt scheinbar echt lange Aufmerksamkeitsspannen! XD Borderlands? Einmal lustig, zweimal brauche ich es mir nicht antun. Bayonetta? Da griff ich einfach irgendwann zum Handbuch, weil es mir zu langatmig war. Arkham City? Tolle Atmosphäre, aber beim zweiten Spielen würde ich lieber sofort Batman sein wollen..
Lange Rede, kurzer Sinn: ich kenne kaum ein Intro, dass ich mir wirklich freiwillig mehrmals antun würde. Und da macht es kaum einen Unterschied ob es das absolute Top-Intro ist ala Homefront oder MGS2 oder ob man absoluten Crap präsentiert kriegt wie bei Resident Evil 1. Ich kenne einfach kaum ein Spiel, dass für mich als Gesamterfahrung so signifikant ist, dass ich auch beim zweiten Durchspielen jede Sekunde Video mir anschauen mag. Und genauso bei den interaktiven Intros: das ist doch meist nur Tutorial-Crap, den will ich nicht nochmal spielen.
Haris
27. Oktober 2011 um 00:24 Uhr (#6)
Wenn ich so zurückdenke an meine zuletzt gespielten Spiele, dann ist das einzige einzige Intro, dass mich beim zweiten Mal überhaupt nicht gestört hat, das von Bastion.
Rian
27. Oktober 2011 um 22:27 Uhr (#7)
Also, ich fand, dass das Intro von Half-Life 1 das beste am ganzen Spiel war.
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