Captain America: Super Soldier

(Artikel)
Benjamin Strobel, 26. Juli 2011

Captain America: Super Soldier

Blau, weiß, rot mit Flügeln am Kopf

Ich möchte diesen Artikel mit einem leicht modifizierten Filmtrailer einleiten.

Wie ich finde, fasst dieser kleine Trailer Captain Amercia sehr gut zusammen. Der Comic entstand in den 40er Jahren als Kriegspropaganda gegen die Deutschen. Die Autoren pressten all ihren Nationalstolz, Kriegsvorstellungen und den Wunsch der selbstgerechten Überlegenheit in eine Person: ihren Captain Amercia. Als neuer Supersoldat tritt der ehemals gewöhnliche Steve Rogers gegen genmanipulierte Supernazis an und bringt quasi im Alleingang die Kriegswende. Natürlich sind auf Seiten der Deutschen auch noch fremde Übermächte im Spiel, aber sonst hätte es so ein amerikanischer Muskeltraum wie der Captain auch ein bisschen zu einfach.

In gewohnter Manier liefert Marvel einen aktuellen Superhelden-Film als Vorlage für Segas Versoftungswichtel. Das Spiel zum Film bedient sich der Original-Darsteller und Stimmen und orientiert sich im Groben an der Handlung. Plus unendlich viel Füllstoff, minus Vorgeschichte. Als vollwertiger Supersoldat steigt man bereits ins Spiel ein, um ein paar einfache Soldaten vor dem Tod durch fiese Nazis zu retten. Das täglich Brot des Helden, der auch eine wandelnde US-Flagge sein könnte.


Captain America: Free-Flow Soldier
Bereits in den ersten Spielminuten penetriert sich das unverhohlen geklaute Kampfsystem in den Vordergrund der Wiedererkennung. Das Nazi-Gekloppe erinnert rundum an Arkham Asylums Free-Flow Combat. Außer der Tatsache, dass es ziemlich frech ist, ist das eigentlich ganz in Ordnung. Allerdings gibt es keine Combo-Anzeige und Boni für viele Folgetreffer, also ist das Flow-System eher nett anzusehen als wirklich im Gameplay verankert. Neu dagegen ist die Special-Energieleiste. Diese füllt sich, wenn man Angriffe erfolgreich kontert oder mit dem Schild Kugeln zurückschleudert. Und durch ein paar andere Aktivitäten. Verschiedene Stufen erlauben dann immer ausgefeiltere Spezialangriffe. Mit dem ersten Viertel kann man einen Superschlag ausführen, der enorm viel Schaden macht. Das Gute an diesem Angriff ist jedoch die Inszenierung: In Zeitlupe springt der Captain seinen Feinden entgegen und drückt seine Faust in die Nazi-Gesichter, dass ihnen glatt die Helme vom Schädel wehen. Immer wieder ein Genuss für's Auge. Mit weiteren Leisten kann man sich Feinde schnappen und ihre Waffen gegen sie selbst verwenden oder auch in einen Supermodus gelangen, in dem man die meisten Feinde mit einen Schlag erledigt. Eines sollte man aber nie vergessen: Das Schild dient nicht nur dem Schutz! Man kann es wunderbar auf seine Feinde werfen, um sie kurz zu betäuben oder um sie zu Fall zu bringen!

BAM!

Captain America: Super Collector
Für den Captain kann man im Laufe des Spiels neun Upgrades freischalten, die ihm ein paar neue Fähigkeiten bescheren oder vorhandene aufbessern. Beispielsweise kann man mit dem Schild zu Anfang nur einen Kerl pro Wurf erledigen, später aber bis zu fünf auf einen Streich. Definitiv nützlich! Die nötigen Erfahrungspunkte wie die Aufbesserung erhält man aber nur zu kleinen Teilen durch die Kämpfe. Nur für Spezialangriffe und Konter gibt es ein paar Punkte, die meisten erhält man jedoch durch das Finden von Sammelobjekten. Davon gibt es Unzählige: Einige schalten Konzeptgrafiken und Filmchen frei, andere bringen wirklich nur Erfahrungspunkte. Kennt ihr das, wenn ihr um jede Ecke geht, um zu schauen, ob dort noch etwas liegt? In diesem Spiel liegt auch wirklich hinter jede Ecke was. In einem Abschnitt kämpft man sich durch einen Zellenkomplex. Glaubt ihr, die Entwickler haben auch nur eine Zelle ausgelassen, um sie mit Stuff zu befüllen? Sicher nicht. Und man braucht es ja für die Upgrades. So viel Sammelzeug ist auf Dauer eher anstrengend.

Hier eine Konzeptdarstellung wo in einem Abschnitt so überall Items vesteckt werden.

Captain America: Super Hacker
Der Captain wurde nicht nur mit Muskelfleisch zum Supersoldaten aufgebessert, sondern hat auch eine Bonusladung Grips bekommen! Albernerweise findet man das Muskelpaket regelmäßig vor irgendwelchen Terminals, um verschlossene Tore zu hacken. Ich meine: Nicht dass er die Türen nicht einfach einschlagen könnte. Er springt auch aus tausend Meter Höhe aus dem Flugzeug ohne sich etwas zu tun. Und dann kuscht er vor einer Tür? Bitte, er hackt eben Terminals.

Captain America: Super Acrobat
Um die Kampfpassagen etwas aufzulockern, gibt es auch Hüpfeinlagen. Diese sind allerdings nicht frei gestaltet und erfordern daher auch nicht viel Geschick. Man hüpft mit dem Captain von Objekt zu Objekt, indem man wie bei einem Quick-Time-Event die A-Taste drückt. Außer, dass man sie nicht im richtigen Moment drücken muss und es auch immer dieselbe Taste ist. Und wenn man irgendwie falsch drückt, passiert auch nichts. Eigentlich kostet das Ganze also nur Zeit, sieht hin- und wieder gut aus, bringt aber nichts. Da kann ich eigentlich nur mit den Schultern zucken.


Captain America: Super Roamer
Als ob die Entwickler nicht schon genug sinnlose Features geklaut hätten, erhält Super Soldier auch noch eine Pseudo-Open-World. Ab einem bestimmten Punkt entdeckt man die Kanalisation und kann über diese dann an verschiedene Abschnitte zurückkehren. Außer, naja, dass man das eigentlich nicht will.

Rundum ist Captain America: Super Soldier kein schlechtes Spiel. Aber mit etwa sechs Stunden Spielzeit bleibt es ein kurzweiliger Action-Titel, der am ehesten für Superhelden-Fans interessant ist. Leider bietet das Spiel kaum Wiederspielwert, wenn man einmal durch ist. Es werden zwar Challanges angeboten, diese sind aber auch eher langweilig und begeistern nicht lange. Das Backtracking per Kanalisation regt auch nicht zum ausschweifenden Erkunden an, da die meisten Sammelobjekte offenkundig herumliegen und der Belohnungswert sich ziemlich stark in Grenzen hält. Super Soldier ist ein typischer Fall für die Videothek. Nex

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